Les Ateliers des Capucins, Brest
Die ehemaligen Werkshallen der Marinebasis von Brest haben eine neue Bestimmung gefunden. Die sogenannten „Capucins“ wurden in einen ganz aussergewöhnlichen Ort der Begegnung, des Austauschs und der Kreativität umgestaltet. Die Stahlbauelemente würdigen die industrielle Identität.
Das Herz der Stadt Brest an der Spitze der Bretagne schlug lange Zeit im Rhythmus der dortigen Marinebasis, des sogenannten „Arsenal“. Dieses ganz auf das Meer und die französische Marine ausgerichtete Industriegebiet prägte das Wirtschaftsleben der gesamten Region. Die Werkshallen der Werft – die „Ateliers des Capucins“ – nahmen darin eine herausragende Stellung ein. Die hoch oben über dem Stadtzentrum auf einem Felsvorsprung am rechten Ufer des Flusses Penfeld errichteten Gebäude waren von einer Mauer umgeben. Es war die „Verbotene Stadt“ der Brester, in der Generationen von Mechanikern, Drehern, Schweissern und Kesselschmieden gearbeitet haben. Man muss sich vorstellen, dass hier seit drei Jahrhunderten die mechanischen Teile und später auch die Motoren für die französischen Kriegsschiffe hergestellt wurden. Alles, was die Eisen- und Stahlindustrie an Werkzeugen und Verfahren ausmacht, war dort vertreten. Gigantische Drehbänke von fast 8 m Länge, auf denen Antriebswellen mit riesigen Durchmessern bearbeitet wurden. An Hunderten von Arbeitsplätzen wurden dort bis Ende der 90er Jahre mechanische Präzisionsteile gefertigt. Dieser brodelnde Kessel der Arbeitswelt ist 2004 endgültig erkaltet. Die Stadt hat seitdem verschiedene Entwürfe zur Neu- und Umgestaltung der Ateliers des Capucins in Erwägung gezogen.
Vom Fabrikgelände zum Ökoquartier
Schliesslich entschied man sich für den Entwurf des Architekten und Stadtplaners Bruno Fortier in Zusammenarbeit mit dem Büro Atelier de l’Ile. Er schlug ein ökologisch ausgerichtetes Stadtviertel (mit gemischt genutzten Wohn- und Bürogebäuden) in der Verlängerung des Stadtzentrums auf den 16 Hektar des Industriegeländes der Capucins vor. Die Gemeinde hatte den Wunsch, die Werkshallen, die einen Komplex von 160 x 150 m mit einer Nutzfläche von ca. 25.000 bilden, zu einem lebendigen Ort zu machen, mit „Aktivitäten, die diesen riesigen Raum mit Leben füllen können“. Eine Mediathek (gestaltet vom Atelier d’Architecture Canal), sechs Kinosäle, Le Fourneau (französisches Zentrum für Strassenkunst), eine Kletterhalle, Restaurants und Geschäfte haben unter diesem grossen Dach ihren Platz gefunden. Im Zentrum der ehemaligen Werkshallen wurde ein grossräumiger öffentlicher Platz (1 Hektar) gestaltet. Dort sind Zeugnisse der früheren Tätigkeit ausgestellt: Maschinen, Brückenkräne, eine Stahlplatte von 30 m2… Auf das Plateau gelangt die Öffentlichkeit entweder über die Strasse oder mit der Seilbahn, die wesentlich dazu beiträgt, diesen Ort zu etwas ganz Besonderem zu machen. „Entscheidend war, die industrielle Identität dieses Ortes, mit dem so viele Brester eng verbunden sind, nicht auszulöschen“, erklärt Marc Quelen, Architekt im Atelier de l’Ile, das gemeinsam mit dem Büro von Bruno Fortier dieses Projekt betreut hat. Dies war auch der Grund, warum das Sägezahndach erhalten und die grossen Metallbauelemente mit Stahlprofilen ausgeführt wurden. Davor gab es hier eine Mischung von Holzbauelementen aus verschiedenen Epochen und Winkelstahlrahmen mit Einfachverglasung. Die Bauelemente entsprechen einem Auftragswert von insgesamt 2,8 Millionen Euro.
Stahl für feingliedrige Gestaltung und mechanische Stabilität
Die wichtigsten Teile sind die riesigen, zwischen die Granitpfeiler gesetzten Rahmen, die sozusagen den Gürtel um das Gebäude bilden. Die Masse sind schwindelerregend: 12 m Höhe auf 7,2 m Breite. Aus einigen dieser grossen Öffnungen wurden die gigantischen Motoren und Antriebswellen transportiert, die dann weiter unten in die Schiffe eingebaut wurden. Heute sorgen sie dafür, dass viel natürliches Licht die Räume durchflutet, bieten jedoch gleichzeitig eine gute Wärmeisolierung und einen beeindruckenden Ausblick. Diese Sondermasse verlangen aber nicht nur ein grossen handwerkliches Können der Bauschlosser, sondern auch Profile, die den hohen Ansprüchen an Ästhetik und mechanische Stabilität gleichermassen gerecht werden. Die Widerstandsfähigkeit gegen Windlasten ebenso wie die Lastaufnahme der Verglasungen sind wesentliche Kriterien dieser Bauelemente. Ein Teil dieser Rahmen ist mit zweiflügeligen Schwingtüren von 5 x 5 m ausgestattet, die sich ganz leicht nur mit einer Hand bewegen lassen. Das Spiel zwischen den Flügeln ist über die gesamte Höhe exakt gleich – eine beeindruckende technische Leistung. Diese exzellente Qualität ist dem Können des Metallbauunternehmens Renouard mit Sitz in Loudéac (im Departement Côtes d'Armor (22) im Norden der Bretagne) zu verdanken. Andere Rahmen sind mit integrierten elektronischen Motoren ausgestattet. Die Architekten haben insbesondere die Modularität und das einheitliche Aussehen der Profile des Systems forster unico geschätzt, die sowohl eine grosse mechanische Festigkeit für die sehr grossen Elemente boten als auch für die kleineren und schmaleren gut geeignet waren, beispielsweise für die gewölbten und mit einem Raster im Fabrikstil versehenen Oberlichter. Damit die Bauelemente ein möglichst harmonisches Bild abgeben, haben sich die Auftraggeber für Schwingtüren mit Motorantrieb statt für die klassischen vollverglasten Automatik-Schiebetüren entschieden.
Um Korrosionsgefahren jeder Art abzuwehren, wurde auf die Stahlprofile eine Thermolackierung aufgebracht, sodass eine Beständigkeitsgarantie für zehn Jahre gegeben werden kann.
Brest, Frankreich
Atelier de L'ile, Brest, Frankreich
Metallbauer: Renourad SA, Loudéac, Frankreich
System: forster unico